DIW Berlin zum Kampf gegen Steuerhinterziehung mit dem Common Reporting Standard: Erste Erfolge, aber auch noch Lücken
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Pressemitteilung vom 28.5.2025
Studie wertet erstmals Statistiken über seit 2017 an Steuerbehörden gemeldete Auslandskonten aus – Steuerverwaltungen und Finanzbehörden zögern bei Veröffentlichung und Bereitstellung der Daten – Die Zuordnung von über Firmenkonstrukte gehaltenen Konten zu ihren eigentlichen Eigentümer*innen scheint noch nicht flächendeckend
Der Common Reporting Standard (CRS) zum automatischen Informationsaustausch über Auslandsvermögen hat zu einem Durchbruch bei der Bekämpfung internationaler Steuerhinterziehung geführt. Jedoch funktioniert die Zuordnung der eigentlichen Eigentümer*innen bei über Firmenkonstrukte gehaltenen Konten nicht immer. Das zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), für die Sarah Godar aus der Abteilung Makroökonomie gemeinsam mit Kolleg*innen des EU Tax Observatory erstmals CSR-Daten auswertet hat. Nur 16 Länder stellten Daten zur Verfügung. Auf diese entfallen Auslandsguthaben von rund 3,5 Billionen US-Dollar, was knapp 30 Prozent des im Jahr 2022 über den CRS gemeldeten Auslandsvermögens entspricht.
Mehr als 100 Länder und Gebiete beteiligten sich bis dato am CRS, der Banken und Steuerverwaltungen seit 2017 verpflichtet, Informationen über Auslandsvermögen automatisch miteinander zu teilen. Die Zahl der Meldungen hat seitdem stetig zugenommen. „Wir sehen, dass die Bekämpfung von Steuerhinterziehung über den CRS funktioniert. Gleichzeitig mangelt es aber noch an Transparenz von Seiten der CRS-Länder, um die bestehenden Lücken beim Informationsaustausch besser einschätzen zu können“, resümiert Studienautorin Sarah Godar.
Zuordnungsquote bei Firmen verbesserungswürdig
Das durchschnittlich gemeldete Kontoguthaben beträgt 70 000 US-Dollar. In Finanzzentren wie der Schweiz oder Luxemburg, liegen die Kontostände jedoch deutlich höher. Und dort sind auch über passive Firmenkonstrukte gehaltene Konten besonders häufig, die oft zur Verschleierung der wirtschaftlich Berechtigten verwendet werden. Während die Steuerbehörden 86 bis 92 Prozent der Auslandskonten inländischen Steuerpflichtigen zuordnen können, ist die Trefferquote bei Firmen deutlich geringer.
„Um die Effektivität des CRS zu verbessern, braucht es politische Unterstützung für die Arbeit der Steuerbehörden. Außerdem ist mehr Transparenz bei der Offenlegung der Daten nötigsüben zu können.“ Sarah Godar
Dabei ist es ein zentrales Ziel des CRS, die tatsächlichen Eigentümer*innen hinter Briefkastenfirmen aufzudecken und sie steuerlich zur Verantwortung zu ziehen. „Um die Effektivität des CRS zu verbessern, braucht es politische Unterstützung für die Arbeit der Steuerbehörden. Außerdem ist mehr Transparenz bei der Offenlegung der Daten nötig, um gegebenenfalls politischen Druck auf Länder mit niedrigen Zuordnungsquoten ausüben zu können“, kommentiert Godar die Studienergebnisse.
Öffentliche und standardisierte Daten gefordert
Während laut OECD im Jahr 2022 knapp 13 Billionen US-Dollar Auslandsvermögen über den CRS gemeldet wurden, schätzt das Forschungsinstitut EU Tax Observatory das globale Offshore-Vermögen im selben Jahr auf elf Billionen Dollar. Allerdings sind die Zahlen nur bedingt vergleichbar. Die Schätzung des Offshore-Vermögens bezieht sich nur auf in Finanzzentren gehaltene Haushaltsvermögen. Werden die CRS-Daten entsprechend vergleichbar gemacht, zeigt sich, dass die gemeldeten CRS-Vermögen 30 bis 50 Prozent unter den Schätzungen des Offshore-Vermögens liegen. Zusätzlich müssten aber die im Informationsaustausch mit den USA erhaltenen Daten berücksichtigt werden, da die USA nicht am CRS teilnehmen. Sarah Godar betont deshalb: „Wir brauchen öffentliche, nach einheitlichen Standards aufgearbeitete Statistiken über die vom automatischen Informationsaustausch abgedeckten Auslandsvermögen, um eine informierte Debatte über die gerechte Besteuerung von Kapitaleinkommen zu führen.“
Links
- Studie im DIW Wochenbericht 22/2025
- Infografik in hoher Auflösung (JPG, 2.1 MB,© DIW Berlin)
- Interview mit Studienautorin Sarah Godar